Ein Krieg, den ich nicht will

Mein Blog ruht seit genau einem Jahr. Er sehnt sich nach spannenden Themen. Spannung? Die gab es in diesem Jahr reichlich. Keine positive Spannung, leider … Sicher gab es hoffnungsvolle berufliche Erfolge. Schließlich hätte man auch darüber viel erzählen können. Da aber uns seit geraumer Zeit das Wort «Krieg» begleitet, blieben alle anderen Worte im Hintergrund verborgen. Erst jetzt, zum Jahresabschluss, möchte ich gern ein paar Gefühle loswerden. Vielleicht geling es mir, ein paar Worte von den verschneiten Ästen zu pflücken und in Sätze zu fassen. Dann teile ich mit euch meine momentane Gefühlswelt.

Es ist wieder Winter und es ist kalt. Genau wie damals, am 24. Februar 2022 … Ich hörte es aus dem russischen Fernsehen, das seit Beginn meines Lebens ein Teil des Alltäglichen ausmacht, wie im Übrigen auch die ukrainischen Sender. Denn ich spreche beide Sprachen und liebe diese beiden Sprachen und Kulturen gleichermaßen.

Wie konnte es nur dazu kommen? Die Frage habe ich mir bis jetzt nicht beantworten können. Als ich im entfernten 1989 nach Deutschland kam, war alles noch in bester Ordnung. Damals fragte mich niemand, welche Nationalität ich habe oder wer meine Eltern sind. Ein in Weißrussland geborenes Mädchen, Tochter ukrainischer Eltern aus Kiew, die nach ihrem Studium das Russland als Lebensmittelpunkt wählten. Damals gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass unsere beiden Völker sich so weit auseinanderleben könnten, dass sie dazu fähig wären, miteinander in einem Krieg zu kämpfen.

Wie ich die Tatsache des Krieges nicht akzeptieren wollen, so wage ich auch nicht, den Schuldigen zu suchen und zu verurteilen. Ich finde, dass viel mehr in so einem Konflikt eine Rolle spielt, als uns je bewusst war. 

Seit fast einem Jahr verfolgen wir ganz gespannt die Berichterstattungen – zum Teil in mehreren Sprachen – und werden gewollt oder ungewollt zu Augenzeugen des Krieges. Und jedes Mal, wenn wir das Wort «Verhandlungen» hören, wird der Hoffnungsknopf in unserem Kopf aktiviert. Leider wird dieser Knopf genauso schnell wieder ausgeknipst, wie er eingeschaltet wurde. Und das macht mich sehr traurig.

Deshalb möchte ich diese Möglichkeit nutzen, um euch allen friedvolle Weihnachten zu wünschen mit hoffentlich darauffolgenden guten Nachrichten im neuen Jahr.

Schaut umher. Vielleicht lernt ihr morgen oder in einer Woche einen Ukrainer kennen oder unterhaltet euch nett im Kaffee mit einer Russin oder Belarussin? Ihr werdet merken, dass sie alle gleich nett sind und sowohl euch als auch sich gegenseitig nur Gutes wünschen. 

Ich glaube fest daran, dass die Vernunft am Ende siegen wird und dass diese beiden Völker sich wieder versöhnen werden. Wir kehren zu einer Welt zurück, in der keine Rolle mehr spielt, wer du bist und woher du kommst.

Wir lassen uns Weihnachten durch trübe Gedanken nicht verderben, denken aber warmherzig an alle, die in diesem Moment um ihre Würde kämpfen, in jedem Sinne dieses Wortes.

Bleibt gesund und bleibt am Leben!

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