Volle Kraft voraus!

Zeit verrinnt und man erwacht in einer neuen Wirklichkeit. Corona tritt langsam in den Hintergrund. Gestern reagierte man auf jeden megainformativen Zeitungsartikel mit Furcht und Hoffnungslosigkeit. Heute – vollständig geimpft – atmet es sich schon viel freier. Auch wenn die Lockerungen bei uns im Lande gerade noch ziemlich verkrampft angegangen werden und zum Teil widersprüchlich sind (mit Test zum Friseur aber ohne Test zur medizinischen Kosmetik), lechzt der ausgehungerte Körper nach Urlaub, Sonne und Hautkontakt.

Ob wir uns bald die Hände schütteln werden können? Ich hoffe ja und wahrscheinlich werde ich mich beim Drücken mit einem langjährigen Kunden nicht unbedingt fragen, ob ich es darf. Wahrscheinlich tue ich das einfach, wie zum Beispiel die meisten Franzosen das machen. 

Apropos Franzosen: ich hab’s riskiert … noch vor der ersten Lockerung nach Frankreich einzureisen, um mich dort von Covid-Stress zu regenerieren. Shoppen – nein. Dafür waren derlei Geschäfte geschlossen. Aber Märkte unter freiem Himmel! Das werden sich die Einheimischen niemals stehlen lassen. Wer Frankreichliebhaber ist und dieses Land gut genug kennt weiß, dass die ökologische Landwirtschaft und der Verkauf von Bioprodukten ein traditionelles französisches Heiligtum sind und die Regierung tut alles, um dies zu unterstützen, auch während der Pandemie.

Masken sind die oberste Pflicht und werden auch überall auf den Straßen getragen. Das haben sich Franzosen zur Regel Nr. 1 gemacht. Sobald sich aber auf dem Markt zwei befreundete Bauern treffen samt Anhang oder ohne, werden die Masken auf «Halbmast» gesetzt und es wird koste was es wolle gedrückt und geknutscht. Einmal ehrlich – während meines zweiwöchigen Aufenthalts in der Provence ist mir kein einziges trauriges Gesicht entgegengekommen. Wie immer freundlich, bescheiden, spendabel und unverbesserlich französisch, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich gönne Franzosen ihre genießerische Art und verurteile sie nicht dafür. Fest steht, sie haben die Kurve zum Schluss doch ganz gut hinbekommen. Ob kostenlose PCR-Tests für jeden (auch für Gäste des Landes) oder eine vorbildliche Impfkampagne – das Resultat zählt. Chapeau, Monsieur Macron!

Ich könnte mich hier endlos über meiner Liebe zu Frankreich auslassen. Aus Respekt zu den freundlichen Leuten habe ich Französisch gelernt und zwar so, dass ich mich mit jedem auf der Straße ohne Hemmungen unterhalten kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob du hier und da eine falsche Präposition einbaust oder ein Verb falsch konjugierst. Das ist ein sehr schönes Gefühl, die Sprache zu verstehen und verstanden zu werden. Perfektionieren und ausbauen kann man die Sprache immer noch weiter, zum Beispiel im Beruf. Auch da bot sich in diesem Jahr eine einmalige Gelegenheit, an einem französischen Digitalprojekt teilzunehmen. Ob ich das schaffe? Natürlich! Ich bin wissensdurstig und eine Kämpferin. Covid ist fast vorbei und das Leben geht mit vollem Elan weiter. Veuillez attacher votre ceinture, nous allons décoller!

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