Meine Schreibblockade hatte mich ewig im Griff. Ostern steht vor der Tür und ich habe seit Weihnachten keine einzige Zeile geschrieben. Mit dem Start ins Jahr 2021 hoffte ich, es würde sich bald etwas ändern: mit Corona und allem was damit in Verbindung steht.
Der Übeltäter COVID-19 grassiert aber weiter umher und kennt kein Erbarmen. Keine Hoffnung in Sicht, weil nun der böse Geist «Mutation» die Welt erobert und neue Opfer abverlangt. Anfang Januar erlag auch mein chronisch kranker Vater dem Ungeheuer. Schlimm genug, aber dass ich aus Deutschland nicht ohne weiteres nach Russland reisen durfte, traf mich sehr. Seit nunmehr 6 Monaten stehen die aus dem Fahrplan gestrichenen internationalen Züge Richtung Moskau in den Depots im Wartemodus. Einen extrem teuren Flug zu nehmen war ebenfalls keine Option, denn um die Quarantäne nach der Landung in Moskau wäre ich auch nicht gekommen. Die Reise sollte aber weitergehen, bis nach Smolensk …
Das war ein harter Schlag. Von unbedachten Reisen haben meine Verwandten mir abgeraten. So blieb ich hier und leistete meine Beihilfe per moderner digitaler Welt.
Immer noch Lockdowns, immer noch keine Reisefreiheit. Ich meine damit kein Tourismus, nein. Auch keine Massenansammlungen auf Konzerten, in Theatern und Freizeiteinrichtungen. Das Thema der familiären Nähe und der Notwendigkeit familiärer Kontakte liegt mir wie ein Stein auf der Seele.
Ja, darüber diskutiert man auch schon intensiv, besonders im Internet. Sobald man aber etwas wie «Du hast ein Luxusproblem» hört, verstummt man wieder … bis es einen selbst erwischt …
Und wieder kreisende Gedanken, wieder Gewissensbisse, das Zurück zur Vernunft mit der Endstation «Hab Geduld, halte durch!». Aber wie lange noch? Wenn der größte Teil meiner Familie wenigstens in Deutschland lebte, wäre mein Frust nicht so groß. Das Schicksal allerdings wollte es so, dass sich meine einzige Tochter nach Salzburg «abseilt» und dort ihre Familie gründet. Was würde ich nur dafür tun, um meine Tochter öfter sehen zu dürfen. Der ständige Wechsel von Lockdowns und Lockerungen mit der damit verbundenen Unsicherheit lässt regelmäßige Familientreffen kaum zu.
Gewiss bin ich nicht die einzige, deren Familienmitglieder über die ganze Welt verstreut sind. Diese Tatsache beruhigt mich und spendet mir Kraft. Wissend aber, dass es ganz wohl sehr viele solche Familien gibt, erhofft man sich Ausnahmeregelungen, von denen die Familienmitglieder bei Bedarf Gebrauch machen könnten.
Wir sind flexibel bei den Geschäftsreisenden. Wir sind flexibel bei bestimmten Berufsgruppen. Wir sprechen dabei von einem gewissen Risiko, mit dem wir doch in diesen schweren Zeiten leben müssen. Wir sprechen aber immer noch zu wenig von der psychischen Gesundheit unserer Mitbürger.
Eine «prophylaktische» Quarantäne von mindestens 10 Tagen für Familien mit Kleinkindern gleicht einem Gefängnisaufenthalt. Ich weiß das bereits aus eigener Erfahrung und das ist bitter. Wenn aber Menschen ganz bewusst mit den Schutzmaßnahmen umgehen und die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung zu minimieren wissen, sollten sie sich bei der Existenz kostenloser Schnelltests doch etwas freier bewegen dürfen, wenn sie zugleich an den Staatsgrenzen ihre familiäre Zusammengehörigkeit beweisen können. Wäre dieser Gedanke nicht ein Anstoß zum Überlegen?
Gespannt auf den Frühling und freundliches warmes Wetter erhoffe ich mir eine bessere Reisefreiheit für «verstreute» Familienmitglieder. Ich möchte, dass meine Worte gehört werden. Denn eine kleine Enkelin ohne den Lieblingskuchen ihrer Oma ist nur halb so glücklich. Dieses «halb» können wir ändern. Wir müssen es nur wollen!